Verkehrsminister Volker Wissing verweigert den Klimaschutz – und das mit Billigung der Bundesregierung. Dabei ist eigentlich klar, was getan werden müsste.
Der heutige Tag hätte ein historischer sein können: Der Tag, an dem Volker Wissing (FDP) ein Sofortprogramm vorlegt, mit dem das Bundesverkehrsministerium endlich seine Klimaziele erreicht. So war es eigentlich vorgesehen, nachdem der Verkehrssektor im vergangenen Jahr die Klimaziele erneut deutlich verfehlte.
Dasselbe war schon 2021 passiert. Die Maßnahmen, die Wissing daraufhin vorschlug, wies der Expertenrat der Bundesregierung zurück, sie seien “schon im Ansatz ohne hinreichenden Anspruch”. Das war peinlich für ihn, aber blieb folgenlos. Denn das Klimaschutzgesetz, das das Kabinett diesen Juni beschloss, streicht die konkreten Klimaziele für einzelne Ministerien. Stattdessen zählt der CO2-Ausstoß aller Sektoren zusammen. Zwar ist die Gesetzesänderung noch nicht in Kraft. Doch schon im April kündigte das Ministerium an, es sehe sich nicht länger in der Pflicht, erneut ein Sofortprogramm vorzulegen – und der Kanzler stimmte zu.
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Das Ministerium verweist auf die vielen Maßnahmen, die es schon für den Klimaschutz beschlossen habe. Die lassen sich vor allem so zusammenfassen: Wir werfen mit Geld um uns, um klimafreundlichen Verkehr zu fördern. Hier ein Zuschuss für die private Stromtankstelle, dort eine Förderung für die Entwicklung von E-Fuels. Das reicht nicht.
Ins Schienennetz und in Radwege dagegen wird immer noch nicht genug investiert. Zwar hat die Bundesregierung anerkannt, dass die Bahn in den kommenden drei Jahren 45 Milliarden Euro zusätzliche Investitionen braucht. Im Haushalt fürs nächste Jahr steht dafür jedoch zu wenig Budget. Und die Mittel für Radwege sollen sogar gekürzt werden. Die Wende hin zur E-Mobilität geht wiederum viel zu langsam voran, um die bisherigen Klimaziele im Verkehr zu erreichen.
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Zum Beispiel, weil wir gar nicht wirklich auf Kurs sind. Die Klimaziele für 2022 hat Deutschland nur aufgrund der Energiekrise erreicht. Industrie und Haushalte sparten notgedrungen Öl und Gas. Es kann eigentlich nicht der Klimaschutzplan sein, das Land in einer Wirtschaftskrise zu halten. Es zeichnet sich bereits ab, dass die Emissionen wieder nach oben schnellen. Deutschland wird sein Klimaziel für 2030 um 40 Prozent verfehlen, prognostiziert der Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung. Bis diese Vorhersagen Realität geworden sind und die Regierung darauf reagieren muss, wird wieder wertvolle Zeit verstreichen.
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All das wird gerne als unsozial abmoderiert. Aber Menschen mit wenig Einkommen haben oft keinen Pkw und wenn, dann ein sparsames Auto, keinen dicken Dienstwagen. Die Zahl der Autos je Haushalt und die zurückgelegten Kilometer steigen mit dem Einkommen an, also träfen Preissteigerungen Gutverdiener am stärksten. Außerdem würde die Regierung zig Milliarden Euro zusätzlich einnehmen, die sie für soziale Zwecke einsetzen könnte.
Manches, das helfen würde, kostet nicht einmal Geld. Keine neuen Autobahnen mehr zu bauen etwa und dort ein Tempolimit einzuführen, zudem generelles Tempo 30 in der Stadt. Und der Bund könnte es Städten erleichtern, verkehrsberuhigte und autofreie Straßen einzuführen.
Volker Wissing aber lehnt jeden Vorschlag ab, der Autofahrern und -fahrerinnen missfallen könnte, ebenso wie seine Vorgänger. Ihm sind Wählerstimmen offenbar wichtiger, als dass der Planet bewohnbar bleibt. Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes, die Wissing aus der Verantwortung nimmt, macht sich die gesamte Regierung mitschuldig.
Es gibt Menschen die tatsächlich denken, dass das Auto wichtiger ist als das Klima. Auto steht dabei stellvertretend für die Wirtschaft und beim Klima übertreiben entweder alle einfach oder aber man kann sowieso nichts machen weil China.
Man kann sich vieles Einreden.
Das Argument höre ich in letzter Zeit so häufig. Wir machen ja nur 2% (bei 1% der Erdbevölkerung…). Gepaart mit ‘wir können uns das wirtschaftlich nicht leisten.’
Ja, wer denn sonst, wenn nicht die Industrienationen?
Mal abgesehen davon, dass der KP Chinas absolut klar ist dass sie gewaltig etwas tun müssen um nicht selber sehenden Auges zur Wüste zu werden. Die Desertifikation scheitert dort seit Jahrzehnten unaufhörlich voran.
Ich zitiere mich von Reddit:
Die Anzeichen dafür, dass die KP ganz genau weiß, was auf sie zukommt in Sachen Klimawandel sind sehr deutlich:
Nichtsdestotrotz bleibt China unter der KP ein dystopisches Regime, damit wir uns hier nicht falsch verstehen.
Ich teile diese Einschätzung überhaupt nicht. Die genannten vermeintlichen Belege für das Klimabewusstsein der CCP haben in meinen Augen durch die Bank gänzlich andere Ursachen.
Da geht es darum, dass die Geschichte des westlichen Nachkriegsbooms eine Geschichte des Autos ist. Städte wurden für das Auto umgestalted und das suburbane Leben von konservativen Kräften erfolgreich als Lebenstraum für die Massen etabliert. Es lässt sich gar nicht so einfach sagen, ob die Verbreitung des Autos den Boom dieser Zeit ausgelöst oder die Folge dieses Booms ist. Jedenfalls hat sich in den Entwicklungsländern das Bild festgesetzt: Auto heißt Wohlstand und das Auto als Transportmittel für die Massen ist der unausweichliche nächste Schritt und wurde deswegen gleichermaßen von den Bürgern gefordert und von ihren Regierungen forciert. Dass man sich in China fürs E-Auto entschieden hat, war meiner Einschätzung nach zwei Gründe: Einerseits der Smog, der chinesische Städte bis vor wenigen Jahren noch erhebliche Porbleme bereitet hat und andererseits die grundlegende Modernisierungs- und Technologieliebe, die einfach so stark den Geist der Chinesen prägt. Man darf einfach nicht vergessen: Bis vor 20 Jahren war das Fahrrad selbst in Peking noch das Transportmittel Numer 1. Warum hätte der Staat also mit Verbrennern die Transformation in eine absehbar, auslaufende Technologie fördern sollen?
Die Infrastrukturausgaben, die der chinesische Staat tätigt, sind von erheblicher Bedeutung für die dortige Wirtschaft und ein Hochgeschwindigkeitsnetz braucht Gleise und ist damit aufwändiger als Flughäfen. Mit Zügen können außerdem Kurzstrecken besser angebunden werden als mit Flugzeugen.
Die ist keine Maßnahme gegen die Ursachen des Klimawandels, sondern gegen dessen Folgen.
Dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen, aber Kohle ist halt auch eine dreckige Angelegenheit und lässt sich außerdem gewinnbringend exportieren. Investitionen in Solarenergie verhelfen dieser Industrie außerdem zu einer herausragenden Position, um bei der weltweit anstehenden Energiewende größtmögliche Gewinne einzufahren und Geld ins Land zu bringen.
Weil es zu dem Zeitpunkt die deutlich günstigere Option war. Insofern finde ich die Weitsicht schon herausragend, ob nun aus grünen Beweggründen heraus oder nicht.
Vor allem die Essenz von dieser kruden Idee würde bedeuten:
Ich kann dieses Argument auch einfach nicht mehr hören. Ist das eigentlich schon Whataboutism?