Ich dachte immer, das ginge nicht wegen der Kackhörnchen. Schade, dass Taifun mit den antisemitischen Esoterikern kooperiert. Werde ich wohl nicht mehr kaufen.

  • KraftPunk@feddit.de
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    1 year ago

    Welche Dinge machen sie den aus versehen besser? Warum sollten moderne Pestizide schlecht sein? Was sind den die besseren Pestizide?

    • federalreverse-old@feddit.de
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      1 year ago

      Oha. Da bringe ich jetzt mal eine Menge Kontext dazu, die ich einfach vorausgesetzt habe. tldr: CO2 ist nicht das einzige Problem, das von der Menschheit verursacht wurde. Moderne Pestizide sorgen für das Aussterben von Wirbellosen (also Insekten etc.) und Vögeln.

      Langversion:

      • Wir befinden uns in einem globalen, durch Menschen verursachten Aussterbeereignis. Dieses läuft relativ unabhängig vom Klimawandel, die Wechselwirkungen werden aber immer stärker.
      • Wir Menschen haben das Verhältnis der Arten untereinander schon extrem verändert: Würde man alle tierische Masse auf eine Waage stellen, ergäben sich rund 30% Menschen, 30% Kühe, 30% andere Haustiere und lediglich 10% Wildtiere.
      • Es gibt viele Ursachen für das Sterben, historisch unter anderem die Jagd, Trockenlegung von Mooren/Sümpfen, Rodung von Wäldern. All diese Ursachen bleiben natürlich bestehen, aber nachdem bereits so viele Tierarten dezimiert und ausgerottet wurden, treten andere Faktoren stärker in den Vordergrund.
      • Ein extrem wichtiger Faktor hier ist die Massentierhaltung. Da Nutztiere extrem ineffiziente Nahrungslieferanten sind (erst baut man Futter an, dann wird das meiste des Futters wieder ausgeschieden), verursachen sie eine extreme Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen, auf denen Dinge angebaut werden müssen.
        • 70% der landwirtschaftlichen Fläche weltweit werden für die Ernährung von Nutztieren verwendet. Diese Nutztiere liefern aber nur 18% der Kalorien in der globalen menschlichen Ernährung.
        • Die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist heute ein wesentlicher Treiber von Waldrodungen und Trockenlegungen von Mooren/Sümpfen.
        • In Massentierhaltung entwickeln sich zudem auch neue Krankheiten. Seit dem vergangenem Jahr rollt beispielsweise eine Vogelgrippeepidemie, die sehr, sehr viele Wildvögel tötet.
        • Vegan zu werden spart also nicht nur Tierleid, sondern erlaubt gleichzeitig mehr Platz für Wildtiere. Es rettet auch Menschenleben, weil weniger Nahrung verschwendet wird. Auf der Welt werden aktuell so viele pflanzliche Lebensmittel produziert, dass es für etwa 15 Mrd. Menschen reichen würde. Trotzdem werden aber nicht mal 7 Mrd. Menschen satt.
      • Ein anderer wichtiger Grund für das Aussterben sind Flächenversiegelung und Straßenbau, wodurch der Lebensraum von Tieren verkleinert und durchschnitten wird. Nur als Beispiel: Aus Sicht von jedem Lebewesen ohne Auto ist eine Autobahn einfach nur eine sehr breite Todesfalle. Sobald Lebensräume nicht mehr vernetzt sind, können Tiere nicht mehr wandern, die Fortpflanzung wird behindert und ohne Fortpflanzung geht es nicht mehr weiter.
      • Soo, und jetzt zu den Pestiziden: Mit “moderne Pestizide” meine ich vor allem Neonicotinoide, eine Pestizidklasse, die seit Anfang der 1990er existiert.
        • Diese Pestizide sind extrem giftig für wirbellose Tiere, Wasserlebewesen, Fische und Vögel. Im Gegensatz zu mittlerweile verbotenen älteren Pestiziden wie DDT sind sie aber wenig giftig für große Säugetiere wie Menschen. Für Wirbellose sind sie aber beispielsweise mehrere tausend(!) Male so giftig wie DDT.
        • Leider sind die Hersteller (unter anderem Bayer, BASF, Syngenta) dieser Pestizide politisch sehr gut vernetzt. Studien werden behindert/diskreditiert, Politiker werden lobbyiert. EU-Verbote werden unter dem Vorwand der Notwendigkeit einer “Übergangsperiode” außer Kraft gesetzt, etc.
        • Auch ein Ergebnis der mangelhaften Untersuchung der Neonicotinoid-Wirkstoffe ist, dass erst 2016 durch die sogenannte Krefelder Studie das Ausmaß der weltweiten Zerstörung der breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde: In unter 30 Jahren reduzierte sich die Masse der Wirbellosen um 75%. Das Ergebnis dieser deutschen Amateurstudie wurde weltweit in verschiedener Art und Weise repliziert, das Ergebnis blieb ähnlich. Mittlerweile ist auch die Rote Liste aktualisiert wurde.
        • Wirbellose nehmen den Landwirten viel Arbeit ab, die sonst anderswie stattfinden und bezahlt werden muss. Obst/Gemüse wird beispielsweise primär durch Wildbienen, Wespen und Schmetterlinge bestäubt. Regenwürmer sorgen für einen lockeren Acker. Und so weiter. Sobald diese Tiere weg sind, muss also eine andere Lösung für diese Arbeiten gefunden werden. In China bestäuben Bauern teils per Hand. In den USA werden Honigbienen tausende Kilometer auf Lkw zu Plantagen transportiert.
        • Neben dem direkten Nutzen von Wirbellosen für den Menschen, sind sie natürlich auch aus anderen Gründen wichtig. Zum Beispiel werden sie von sehr vielen Tieren gefressen. Sobald sie nicht mehr existieren, fällt ein Teil des Nahrungsnetzes zusammen und andere Tiere werden gefährdet. Ich lege dir mal diesen Vortrag ans Herz, der auch viele andere Dinge aus diesem Kommentar spiegelt.
        • In biologischer Landwirtschaft, wie eben auch bei Demeter, dürfen Neonicotinoide nicht eingesetzt werden. Stattdessen gibt es oft althergebrachte Mittel wie zum Beispiel Knoblauch, Kamille, Kupfer. Zudem halten die Wirbellosen halten sich gegenseitig in Schach. Die Auswirkungen von nicht-biologischer Landwirtschaft heute sind also eine Katastrophe.
        • “Aus Versehen richtig” sage ich, weil Demeter mit einer Kombination aus solidem Bauernwissen von 1900 und idiotischem Hokuspokus von Rudolf Steiner arbeitet. Demeter ist an sich nicht wissenschaftlich fundiert, hat aber viele Elemente die, weil sie auf der Erfahrung damaliger Bauern fußen, für eine nachhaltige Bewirtschaftung sehr gut geeignet sind. Das steht im völligen Gegensatz zu dem, was die meisten konventionellen Bauern tun.