Die Noch-Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht hat sich entschieden, eine eigene Partei zu gründen. Nach SPIEGEL-Informationen will sie am Montag damit an die Öffentlichkeit gehen.

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    1 year ago

    Es ist der Abend des 16. Juli 2059. Die Leuchtgloben schweben hoch unter der Decke des Berliner Altbaus und sind auf ein relativ dunkles, rotes Licht eingestellt.

    Die Stimme des Arztes ist bedauernd. “Viel können wir nicht mehr tun, es tut mir leid.”

    Sahra lächelt, ihre feste Stimme ist immer noch lauter als die medizinischen Geräte. “90 ist kein schlechtes Alter.”

    “Es geht hier um mehr als dich.”

    Sahras Gesicht verdunkelt sich nur ein klein wenig. “Janine. Ich dachte, du wärst mit den anderen Gästen gegangen.”

    “Wie könnte ich? Zu viel ist offen. Zu viel ungeklärt. Wir brauchen eine fähige Sahra.”

    “Ich weiß. Ich werde durchhalten.”

    “Wirst du? Und was ist wenn nicht?”

    Sahra schließt die Augen. Ein leises Seufzen entkommt ihr.

    “Sarah Wagenknecht wird die Arbeit kommissarisch übernehmen können.”

    “Wir wissen beide, dass das nicht der Satzung entspräche.”

    “Sahra Wagen-Knecht ist fähig.”

    “Die Basis wird das nicht tolerieren.”

    Sahra sackt noch ein wenig mehr in ihre Kissen, die Erschöpfung ist ihr anzusehen.

    “Was ist mit den drei Sahra Wagenknechts? Traust du wirklich keiner den Job zu?”

    “Selbst wenn… Sie sind zu jung! Keine von denen wird diese Partei durch die nächsten 10 Jahre bringen. Und vergiss Sahra Wagenknecht, das wird erst recht nichts.”

    “Ach, Kalaschnikow…”

    “Komm mir nicht so! Du hast dich verkalkuliert als du die Forschungsförderung für lebensverlängernde Technologien reduziert hast, die Tanks waren zu spät und die Sahras werden nicht rechtzeitig reifen. Du hinterlässt einen Scherbenhaufen und reißt diese Partei und damit das Land zusammen mit deinem Namen in dein Grab!”

    " Was… Was schlägst du vor, Kalaschnikow? Warum bist du hier?"

    Eine Pause. Janine ringt mit sich, atmet schwer. Dann fällt sie vor dem Sterbebett der SW auf die Knie. Tränen laufen ihr über das Gesicht, als sie ihre Hand nimmt.

    “Nimm die Antiwokenesserlasse von '29 zurück. Nur eine Nacht. Nur heute.”

    Wut blitzt in Sahras Augen auf, energisch reißt sie kraftlos ihre Hand zurück.

    “Du! Du willst deinen Namen ändern! Du willst Sahra werden und mein Werk zu deinem machen!”

    “Spar dir deine Wut, Sahra! Wir wissen doch beide, dass ich nicht rechtssozial genug bin für eine Sahra! Nein, nein. Du machst nicht mich zu Sahra, du machst alle zu Sahra! Alle! Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind in diesem Land wird morgen Sahra Wagenknecht sein. Niemand wird sich vor der Verantwortung hinter einem gewöhnlichen Namen verstecken können! Die Partei wird eine Wahl und das Land eine Zukunft haben, Sahra. Ich habe die Unterlagen hier. Unterschreib sie! Für uns alle!”

    Ein Lächeln umspielt Sahras Lippen. Mit letzter Kraft rafft sie sich auf. Sie schmeckt nach Tod, doch Kalaschnikow lässt den Kuss über sich ergehen. Die Tinte war noch feucht als Sahra Wagenknecht ihre letzten Worte hauchte: “Danke, Janine.”